Schwärmereien – der schärfste Beziehungskiller

Vermutlich gibt es ein Schwarm-Gen und das habe ich voll abgekriegt: Ich schwärmte für Lehrerinnen, ältere Frauen (ich zehnjährig, sie sechzehnjährig), ich schwärmte für Schauspielerinnen, Sängerinnen, Mütter – eben für alles, was weiblich ist und ein gewisses Etwas hat. Frag mich nicht, was diese Etwas ist. Und natürlich war ich dauernd verliebt und das weitgehend unerfüllt.

Lesedauer

Ca. 3 Minuten

Früher habe ich gemeint, dass sich die Schwärmereien eines Tages legen würden – wenn ich genug erwachsen bin und so. Weit gefehlt, ich bin gereift, aber die Sehnsucht nach dem Unerfüllbaren ist geblieben und es ist zu vermuten, dass ich nach dem Tod für Engel schwärmen werde.

Schwärmen ist Gift für eine Beziehung

Eine reale Beziehung kann nie so aufregend, schillernd, perfekt und beglückend wie eine Phantombeziehung sein. Niemand und nichts hat Bestand gegenüber einem Ideal. 

Die Traumfrau hat perfekte Haut, einen ausgewogenen Charakter, sie geht nie auf die Toilette und sieht morgens wie aus dem Ei gepellt aus, sie nervt nicht, sie ist nie stur, angriffslustig und rechthaberisch, sie furzt und rülpst nicht – sie hat einen straffen Po und die Brüste sind ein Gedicht. Nicht zu sprechen vom Sex mit ihr, ekstatisch und wild.

Schwärmen ist eine süße, süchtigmachende Energie

Ach, diese Sehnsucht nach der großen Liebe, bei der einfach alles stimmt! Eines Tages wird sie kommen und Pang! stimmt alles, das Paradies winkt.

Kein Wunder bist du immer noch Single, auf der Suche nach derjenigen welchen. Riesige Ansprüche an die große Liebe – übrigens: kannst du diesen genügen? Oder bist du nicht möglicherweise auch nicht nur das strahlende Gelbe vom Ei?

Was tun?

Ich würde dir am liebsten raten: Wirf deine Schwärmereien über Bord! Aber wie soll das gehen? Mir ist es bisher nicht gelungen. 

Vermutlich muss man in sich eine Nische fürs Schwärmen einräumen – schön eingezäunt – ansonsten im wirklichen Leben stehen, mit einer wirklichen Frau zusammen sein und fähig, das eine vom anderen zu unterscheiden.

Was zählt

Liebe, die durch Reibung, Auseinandersetzung und gemeinsame Zeit reift, ist letztendlich beglückender als keine Liebe sprich sehnsuchtsvolles Schwärmen. Die geliebte Sehn-Sucht ist eine Einbahnstraße, ein einsames Schattenspiel, das dich davor bewahrt, dich einzulassen, verletzt zu werden, Enttäuschungen und Frustrationen hinnehmen zu müssen.

Was durchaus angenehm ist – und ziemlich öde, eigentlich.

Daniela Schenk
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