Was ist dran am Reacher & Settler?

Hollywood macht es uns vor: Der hässliche Gnom erobert die wunderschöne und beliebte Cheerleaderin. Auf den ersten Blick passen die beiden gar nicht zusammen und du denkst dir, sie spielt rein optisch in einer anderen Liga. Lass uns mal schauen, was am Reacher und Settler dran ist.

Lesedauer

Ca. 5 Minuten

Hey, was soll ich sagen, ich muss mich outen: Ich bin les… ähm… ein krasser How I Met Your Mother Fan. Zumindest war ich das damals um die 2010er, als ich Woche für Woche der neuen Folge entgegenfieberte.

Hast du Robin (gespielt von Cobie Smulders) gesehen?! Sie wurde wie ein Junge großgezogen, sie liebt Whiskey und Eishockey, raucht Zigarre, kommt aus Kanada usw. Ich meine, welche normale Frau verliebt sich nicht in diesen brünetten Engel? Nun, ich tat es und habe jede Folge (mehrmals) verschlungen.

Genug palavert, kommen wir zum (extrem heiklen) Thema.

In der 13. Folge der 5. Staffel (Jenkins) kam es zu einer Beziehungstheorie (davon gab es ja in der Serie viele – und wir werden sicherlich zu der ein oder anderen zurückkommen), die mich schmunzeln, aufhorchen aber auch nachdenken liess.

Robin und Ted sagen in der Folge: „In jeder guten Beziehung befinden sich ein Settler und ein Reacher. Eine Person greift  nach jemandem  der außerhalb ihrer Liga spielt (Reacher). Die andere Person gibt sich mit jemandem unterhalb ihrer Liga zufrieden (Settler).“

Irgendwas fühlte sich nicht richtig dieser Theorie an, auch wenn es im ersten Augenblick irgendwie nachvollziehbar klingt.

Nerd-Alarm – Für alle, die es mit eigenen Augen sehen wollen

Schaue dir im Schnelldurchlauf, in nur knapp 1:13 Minuten, die komplette Geschichte dahinter an – und für wenige Sekunden Robin.

Denn, Hand aufs Herz, wenn du ein optisch ungleichen Paar gesehen hast – wie oft hast du gedacht,: „Puh, die hätte auch jemand besseren abkriegen können?!“ Vermutlich schon oft, oder?!

Wir Menschen sind so oberflächlich und wahrscheinlich ist das in erster Linie ganz natürlich und instinktiv. Immerhin weiß man innerhalb von wenigen Sekunden, wenn man jemand sympathisch oder unsympathisch bzw. attraktiv oder unattraktiv findet. Früher musste man blitzschnell entscheiden, ob man kämpfen oder kuscheln muss.

In diesem Fall bleibt man bei einem Paar hängen und schaut sich diese Konstellation an. Hat da der Topf seinen Deckel gefunden? Passen diese zwei Puzzleteile zusammen?

So betrachten wir andere Paare. Doch wie verhält es sich, wenn man auf seine eigene Beziehung schaut (oder auf das, wie die Partnerin sein sollte)?

Sind folgende Paarkonstellationen klare Fälle dieser Beziehungstheorie? Greift die Friseurin nach der Ärztin, die Kfz-Mechanikerin nach der Geschäftsführerin, die Übergewichtige nach der Athletin, die Ausländerin nach der Deutschen und die aus einem mittelständischen Elternhaus nach einer aus einem wohlhabenden Elternhaus? Und umgekehrt, gibt sich die andere mit ihrer Partnerin (mit weniger) zufrieden?

Es stehen sich meist soziale, optische, finanzielle oder berufliche Kriterien gegenüber. Also Dinge, die absolut oberflächlich sind und nichts über die Beziehung und das Zusammensein dieser beiden Frauen aussagen.

Und ernsthaft, es ist doch eine ziemlich deprimierende Vorstellung, dass sich eine Partnerin in einer Beziehung anscheinend auf ewig mit „weniger“ zufrieden geben wird. Das kann und darf nicht richtig sein!

Wie muss sich das anfühlen?

Gehen wir davon aus, dass beide in der Beziehung wissen, welche Rolle sie einnehmen. Wie fühlt sich wohl die Reacherin, die nach oben greift, bzw. die Settlerin, die nach unten greift?

Die Reacherin denkt, sie sei nicht gut genug und müsse die Partnerin ständig mit Liebesbekundungen durch Komplimente, Geschenke und Aufmerksamkeit überhäufen. Sie wird Angst haben, die Partnerin zu verlieren und durch eine „Bessere“ ersetzt zu werden.

Die Settlerin auf der anderen Seite kann sich sicher fühlen, sie wird bestimmt nicht verlassen werden (sie ist ja ein top Fang). Eher wird sie Ausschau halten nach einer attraktiveren oder kompatibleren Partnerin.

Laut der Wissenschaft ist es deprimierenderweise genau das, was passiert. Eine Studie von der University of Texas aus dem Jahre 2016 (mit 119 Männern und 140 Frauen in Langzeitbeziehungen) stellte folgendes fest: Wenn der Settler anderen potenziellen Partnern vorgestellt wurde, die ihren Bedürfnissen besser entsprachen, für sie schwierig war, ihrem Partner gegenüber loyal und treu zu bleiben.

Auf der anderen Seite wurde beobachtet, dass die Reacher in der Beziehung zufrieden waren und eher an ihrem Partner festhielten. Die Forscher behaupteten, dass viele Menschen Schwierigkeiten haben, sich in eine langfristige Beziehung einzulassen, weil sie ständig auf der Suche nach einem attraktiveren oder kompatibleren Partner sind.

Ihr könnt beide wachsen

Vielleicht hattest du am Anfang das Gefühl, dass sie weit über deine Liga hinausgeht. Was hast du dann getan? Du hast entschieden, zu wachsen. Du wolltest sie in ihrer Liga antreffen. Du warst voller Tatendrang und hast dich mehr körperlich betätigt, angefangen zu lesen, weiterzubilden und wurdest allgemein zu einem kompetenteren und interessanteren Menschen.

Wenn du die Reacherin bist, befindest du dich in einer Wachstumsphase.

Als Settlerin bist du diejenige, die deine Partnerin unterstützt. Immerhin hast du gesehen, wie viel Arbeit sie in ihre Gesundheit, ihren Wohlstand, ihre Erfüllung steckt. Du stehst da und jubelst ihr zu!

Ich denke, dass ist die Kernessenz, ob zwei Menschen zusammenpassen – unabhängig von den Ligen sind. Wenn beide in ihren Bereichen (z.B. Sport vs. Karriere) so fleißig (oder nicht) sind, sind das Lebenseinstellungen, die nur so gut zusammen funktionieren können. Wenn du beispielsweise eine Couch Potato bist und deine Freundin eine Workaholic-Geschäftsfrau ist, werdet ihr höchstwahrscheinlich beide bald das Interesse aneinander verlieren.

Steige als Settlerin von deinem hohen Ross herunter! Schaue deine Beziehung mit klaren Augen an und erkenne, dass ihr beide dem Leben des jeweils anderen auf unterschiedliche Weise Werte verleiht.

Fazit und Zusammenfassung

In jeder Theorie steckt ein Fünkchen Wahrheit. Vielleicht sehen Menschen von außen eher eine Reacherin oder eine Settlerin als die beiden, die in der Beziehung stecken – vielleicht weil es für die beiden so etwas gar nicht gibt (und unbedingt nicht geben sollte).

Bist du im Idealfall in einer gesunden und gleichberechtigten Beziehung, dann gibt es keine die settlet oder die reacht. Dann denkt keine von beiden, dass sie in einer besseren oder schlechteren „Liga“ als die andere spielt.

Ich glaube, sobald eine in der Beziehung ernsthaft denkt, dass sie etwas besseres ist (z.B. aufgrund ihres Aussehens oder beruflichen Erfolgs), läuft bei ihr ordentlich etwas falsch. Geht es denn tatsächlich um das, was die Partnerin erreicht hat im Leben oder um das, wie man sich mit ihr zusammen fühlt?

Auch wenn Studien zeigen, dass viele Menschen ständig auf der Suche nach einem attraktiveren oder kompatibleren Partner sind, glaube ich an die eine große Liebe (bis dass der Tod uns scheidet). Ich bin fest davon überzeugt, wenn die richtige Frau vor einem steht, dann sind alle anderen uninteressant und man hat nur noch Augen für diese eine – und das auf ein und derselben Augenhöhe.

In diesem Sinne, vergiss diese Beziehungstheorie (es gibt keine Settlerin und Reacherin). Jede hat Stärken und Schwächen, ist in unterschiedlichen Bereichen talentierter, begabter, motivierter usw. Höre auf dein Herz und liebe wen du willst. Finde eine Frau, die dich herausfordert und die beste Version von dir herausholt. Da spielen Beruf, Herkunft, Hautfarbe usw. keine Rolle.

Und nicht vergessen (ein musikalischer Insider für alle HIMYM-Fans): „Two beavers are better than one…“

Jasna

Was denkst du darüber? Gibt es in Beziehungen eine Reacherin und eine Settlerin?
Und noch viel wichtiger: Bist/Warst du auch in Robin verliebt?

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